Oman – Jebel Kawr – Al Khumaira Wall – 26.02.2020 – mit Martin Dejori und Florian Gufler
Es war der letzte Klettertag unserer Kletterreise nach Oman, als Martin, Florian und ich am Wandfuß des Jebel Kawr standen. Ziel des heutigen Tages war die Route „Fortune Teller”, welche vor kurzem von Simon Messner und Martin Sieberer erstbegangen wurde. Mit dabei Judith und Janluca, welche sich als eigenständige Seilschaft bewegten.
Die ersten Seillängen zum großen Band, über dem die Wand an Steilheit gewinnt, bewältigen wir schnell und ohne Probleme. Florian an der Spitze gibt das Tempo an. Immer wieder schweifen unsere Blicke zu den markanten Rissen und Verschneidungen links unserer Route. Erst nach der 3. Seillänge spricht Martin schließlich den Gedanken aus, doch eine neue Variante zu versuchen. Begeistert von diesem Vorschlag erblicken wir links über uns eine Verschneidung, die nach mehreren Metern abrupt an einem Dachvorsprung endet. In der Mitte der Verschneidung verläuft ein leichter Riss, der jedoch zum Großteil verschlossen wirkt. Der darüberliegende steile und abweisende Wandbereich wirkt auf uns sehr einladend.
So übernehme ich die Seilführung und beginne langsam die Verschneidung emporzuklettern. Der Riss lässt sich überraschend gut von lockerem Material befreien, sodass er einige Friends zur Absicherung aufnimmt. Am Dachvorsprung angelangt bietet sich die Möglichkeit nach rechts auszuweichen, die ich dankend annehme und somit die Verschneidung mit einem kräftigen Zug verlassen kann. Kurz bevor sich das Seil zum Ende neigt, gelingt es mir einen verlässlichen Stand zu bauen. In der nächsten Seillänge drängt uns die Kompaktheit des Felses weit nach links über eine schwer abzusichernde Platte, bis ich zu einem Riss unter einem Dach flüchten kann. Dort übernimmt Martin die Führung, der voll motiviert auf die Dächer zuklettert und sich ohne zu zögern locker darüber schwingt. Eine wechselhafte Kombination von Rissen, kompakten Platten und Verschneidungen weist uns einen klaren Weg nach oben. Die Wand wird flacher, doch die Felsqualität nimmt keineswegs ab. Der Ausstieg scheint nah, als Florian Martin ablöst und mit seinen blutigen Fingern den Weg über scharfe Platten nach oben sucht. Nach zwei weiteren Seillängen erreichen wir den Gipfel und können auf eine schöne neue Route zurückblicken.
Am nächsten Morgen beim Frühstück hatte der Kaffee ein besonderes Aroma. Als alle Tassen voll waren und die Kaffeemokka leer war, bemerkten wir einen riesigen verkohlten Käfer in der leeren Mokka. Anscheinend hat der „Kaffeer“ aber allen geschmeckt, denn der Käfer durfte auch noch bei der zweiten Runde drinnen bleiben. Als Dank für den guten Kaffee widmen wir ihm unsere Erstbegehung.
Routeninformationen:
Kaffeer – VII (obl.)
7 Seillängen + 3Sl von der Route „Fortune Teller” vom Band weg
Absicherung: total clean, einige Haken zum Standplatzbau vom Vorteil
Sehr abwechslungsreiche Route auf gutem bis perfektem Fels!