Patrick Tirler

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“Serac” Zebrù Nordwand

31.05.2020mit Lukas Erlacher

Es war 4 Uhr morgens, als wir am Parkplatz in Sulden unsere E-Bikes montierten, um dann in Richtung Schaubachhütte zu fahren. Trotz Unterstützung des Elektromotors im Turbo-Modus war die Fahrt, über die teils sehr steile Straße, anstrengender als erwartet. Allerdings waren wir schnell und so erreichten wir um 6:00 den Einstieg der Zebrù Nordwand auf ca. 2900m. Der leichte Schneefall hatte aufgehört und es war bereits hell. Das Eis war weich und die ersten Sonnenstrahlen durchbrachen die Wolkenschicht am Horizont. Der Gipfel war jedoch noch in Wolken verhüllt. Zügig kletterten wir die ersten zwei Seillängen, die uns direkt neben dem Serac hinführten. Mächtig türmten die Eistürme des Gletscherabbruchs, nur wenige Meter neben meinem, mit den Pickeln improvisierten, Standplatz im Firn. Über ein Firnfeld kletterten wir den Wolken entgegen. Wir blieben angeseilt und gewannen kontinuierlich an Höhe mit langen Seillängen im Parallelmodus. Immer wieder fanden wir Risse an naheliegenden Felsblöcken, in denen wir Friends oder Haken platzieren konnten. Ab und zu stießen wir auf vereiste Felsstufen oder von Felsen durchsetztes Gelände. Wir waren froh, das Seil noch nicht in den Rucksack verstaut zu haben. Inzwischen befanden wir uns komplett im Nebel und nur selten riss die Sonne die Wolkendecke auf. Gegen 11 Uhr erreichten wir den Gipfelgrat. Ohne Pause folgten wir dem Grat in Richtung des Gipfels, höchst konzentriert und ständig gefasst auf einen Sprung in die andere Seite des Grats, um einen Seilschaftsabsturz zu verhindern. Die Sicht war mittlerweile extrem schlecht. Es war kalt und das Gelände war schwierig. Ohne, dass wir es bemerkten, mussten wir den Gipfel passiert haben. Über ein steiles und von Felsen durchsetztes Gelände querten wir den Hang. Nur aufgrund unseres GPS-Signals auf unserem Handy konnten wir uns einigermaßen orientieren. Plötzlich stießen wir auf Gletschereis. Froh darüber endlich wieder an einer verlässlichen Sicherung zu hängen, klettern wir seitwärts über das Blankeis. Dahinter schien ein Weg nach unten endlich möglich. Rückwärts abkletternd verloren wir langsam an Höhe. Das Gelände wurde flacher und wir gingen völlig blind, unserem Bauchgefühl folgend, nach unten. Als wir plötzlich auf einen Hügel standen, glaubten wir erstmals wieder einen neuen Anhaltspunkt auf unserer Karte zu haben. Wir lagen richtig, denn in diesem Moment riss der Nebel auf und wir konnten nur wenige 100 m neben uns das Biwak erkennen. Wir gönnten uns unsere erste Pause und ich verdrückte einen Riegel. Einen Blick nach oben zeigte uns wo wir gerade abgestiegen sind. Wir gingen am Biwak vorbei und begannen das dahinterliegende Firnfeld rückwärts abzuklettern. Es ging schnell, allerdings erschien es unendlich lang. Als wir endlich den Gletscherboden erreichten, konnten wir es kaum erwarten die Steigeisen und das Material am Gurt loszuwerden. Das Brot war noch gefroren, doch der Tee war warm. Der Abstieg dürfte nun, dank unserer E-Bikes, die am Ende des Gletschers auf uns warten, nicht mehr lange dauern. Doch das sollte uns täuschen, zumindest Lukas.

Am E-Bike angekommen bemerkte Lukas mit großem Schreck, dass sein Vorderrad einen totalen Platten hatte. Ich lud beide Rucksäcke auf mir und ließ Lukas, der nun sein Rad ins Tal schieben musste, zurück. Nach etwas Warten beim Auto kam auch er und wir konnten müde und zufrieden die Heimfahrt antreten.

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