Patrick Tirler

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“Alpenliebe” (7b+) Westliche Zinne

Drei Zinnen (Westliche Zinne) – 05.07.2020mit Elisabeth Lardschneider

Nach einem gemütlichen Sportklettertag in der Stube in Landro fuhren wir mit dem letzten Bus vom Dürensee zur Auronzohütte. Dort schleppten wir unser ganzes Gepäck auf die Nordseite der Drei Zinnen wo wir bei den Seen am Ursprung der Rienz unser Lager aufschlugen. Als die letzten Touristen verschwanden und der Sonnenuntergang einsetzte, warfen wir unseren Gaskocher an, um das Nudelwasser zu erhitzten. Die Nordwände der Drei Zinnen haben sich inzwischen rötlich gefärbt, als wir mit Schrecken feststellten, dass der Gaskocher kurz bevor das Wasser anfing zu kochen, den Geist aufgab. Zum Glück hatten wir noch viele selbstgemachte Müsliriegel, die zusammen mit einigen Karotten, einer Gurke, Schüttelbrot und den kalten Tomatensugo mit Thunfisch unseren Hunger stillten. Es schmeckte absolut widerlich und noch heute dreht es mir den Magen um, wenn ich daran denke. Aber wir hatten keine andere Wahl. Bereits um 10 Uhr verkrochen wir uns im Schlafsack in unserem Zelt, denn der Wecker war scharf und die Nacht sollte nicht lange dauern.

Um 3:30 riss uns ein Klingeln aus dem Schlaf. Alles war feucht und bei jeder Berührung mit der Zeltwand tropfte Wasser ins Innere. Noch im Schlafsack frühstückten wir unser Müsli mit Trinkjoghurt. Es dauerte schließlich fast 45min bis alles im Rucksack verstaut war und wir im Licht des Vollmondes zum Sattel aufsteigen konnten. Dort holten wir die am Vortag deponierten Seile und versteckten unsere Rücksäcke. Während dem Aufstieg zum Einstieg der Nordwände ging die Sonne auf und verwandelte den Horizont in einen wunderschönen Anblick. Um 5:30 stieg ich unaufgewärmt in die erste Seillänge ein. Wir kletterten mit einem 60m Einfachseil und zogen den Rucksack mit einem gleichlangen Halbseil nach. Die Taktik funktionierte perfekt und wir gewöhnten uns schnell wieder an den speziellen Zinnenfels. Nach zwei Seillängen übergab ich den Vorstieg an Elisabeth, die die nächsten vier Seillängen führen wird. Bereits den Tag zuvor habe ich das Topo genau studiert und eine Taktik festgelegt, um die Wechsel der Führungsrolle so effizient wie möglich zu gestalten. Inzwischen ist eine weitere Seilschaft unter uns eingestiegen und wunderte sich ebenso wie wir, noch jemand in der Route vorzufinden. Nach einer luftigen Seillänge um das markante Dreiecksdach vorbei quert die erste Schlüssellänge weit nach rechts. Die Griffe waren alle weiß und so hatten wir keine großen Schwierigkeiten. Ohne lange Pause nahm ich die Führung wieder in die Hand und kletterte die darauffolgende, etwas leichtere Länge. Ich spürte bereits meine müden Arme, doch ich stürzte mich ohne zu Zögern in die nächste schwere Seillänge. Kleine Leisten und technische, leicht überhängende Kletterei taugten mir perfekt und so erreichte ich mit Freude den Stand vor der Schlüsselseillänge. Unser Zeitplan war sehr knapp, da wir den letzten Bus von der Auronzohütte um 17:37 schaffen wollten. Daher war uns keine Pause vergönnt und ich stieg in den steilen Quergang ein. Trotz leichten Krämpfen in den Unterarmen kletterte ich alle schweren Züge und schaffte es zu einem rettenden Henkel. Die folgenden Züge schauten nicht allzu schwer aus, doch ich konnte mich nur schwer erholen. Nach kurzen Rasten setzte ich zum Endspurt an. Es war bereits zu spät, zurück zum Henkel zu klettern, als ein Krampf meinen leicht gepumpten Unterarm durchzuckte. Ich fühlte, dass ich die relativ gute Leiste in meiner rechten Hand nicht mehr lange halten konnte und beschloss das saubere Stellen der Füße zu vernachlässigen und eilig mit Links auf eine Leiste zu schnappen, um die Rechte zu entlasten. Doch die Kraft war bereits aufgebraucht und ich konnte den Schwung mit der Linken nicht mehr abfangen. Mit einem lauten Schrei flog ich ins Leere. Wütend über meine falsche Entscheidung und über mein Scheitern zog ich mich hinauf und eilte zum Stand.

Aufgrund zwei irreführender Nägel verstieg sich Elisabeth in der nächsten Seillänge und musste so ganze 30m wieder abklettern. Dank diesem Zeitverlust holten uns die zwei Vingscher hinter uns ein. Nach einer kurzen Unterhaltung fragte ich sie, ob sie noch zwei Plätze im Auto für uns freihätten und sie boten uns an, uns bis nach Klausen mitzunehmen. Wir freuten uns, denn den Bus hätten wir auf keinen Fall noch geschafft. In den nächsten Längen nahmen wir wieder Fahrt auf und gewannen schnell an Höhe. Ohne Lust lange den richtigen Weg zu suchen, kletterte ich eine halbnasse Verschneidung hinauf ein Band auf den ich einen improvisierten Stand errichten konnte. Von dort aus konnte man gemütlich nach rechts zum Band der Westlichen Zinne queren. Nach 10h30min waren wir froh, unser noch verbleibendes Proviant zu essen. Ich machte mich anschließend alleine auf den Weg zum Gipfel, um dort eine Nachricht an die Vingscher im Gipfelbuch zu hinterlassen. Wir mussten noch unser Gepäck auf der Nordseite holen, weshalb wir nicht auf sie warteten und über die Nordrinne zwischen der Großen und Westlichen Zinne abstiegen. Die Rinne war komplett mit Schnee gefüllt. Ich seilte Elisabeth einmal 60m ab und rutschte hinterher. Nach einem anstrengenden Fußmarsch zum Sattel, wo wir unsere Kletterausrüstung zu dem restlichen Material in den Rucksäcken verstauten, schleppten wir uns zum Parkplatz. Unsicher, ob die Vingscher noch beim Abstieg sind oder bereits gefahren sind, versuchten wir über einen Freund (Fe), den die beiden kannten, deren Nummer herauszufinden. Doch nach längeren Warten tauchten sie plötzlich auf und wir konnten beruhigt nach Hause fahren. Erst beim Pizzaessen bemerkten sie unsere Nachrichten und Anrufe in Abwesenheit, doch wir waren froh, dass wir uns eine weitere Nacht bei den Zinnen ersparen konnten.

Bewertungsvorschlag: 7a, 6c, 6c+, 6a, 6c, 7b, 6c, 7b, 7b+, 6c, 6c+, 7…

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